„Aufgrund einer nahenden Gewitterfront müssen alle Wettbewerbe um 90 Minuten nach hinten verschoben werden“, schallte es am frühen Samstagmittag durch das Ulmer Donaustadion. Luca Wagner, der zurzeit beste männliche U20-Läufer der LG Kurpfalz, zieht seine Spikes wieder aus. Eigentlich hätte er in wenigen Minuten in den Callroom gemusst, doch das Wetter machte den Athletinnen und Athleten der Deutschen Jugendmeisterschaften einen Strick durch die Rechnung.

Besagte eineinhalb Stunden und ein erneutes Aufwärmprogram später war es endlich soweit – Luca wurde zu seinem 800m Vorlauf ins Stadion geführt. Im ersten von zwei Vorläufen startete er auf der Innenbahn und hatte somit von Beginn an alle anderen Läufer vor sich. Bereits nach den ersten 200m deutete sich an, dass das Renntempo von den Top-Favoriten des Laufes nicht besonders hoch gehalten wurde, so dass das Gerangel um die beste Ausgangsposition für den Endspurt groß war. „Irgendwann haben sie so stark geschubst, dass ich plötzlich auf Bahn vier war“, sagte Luca und ergänzte: „Bei Badischen ist das nicht so.“ Aus diesem Grund war er mit dem Einbiegen auf die Zielgerade zu stark von seinen Gegner eingekesselt, so dass er trotz eines beherzten Schlussprint leider nicht mehr an die vorderen Platzierungen heran kam und somit in 2:00,55 min Neunter seines Laufes wurde. Eigentlich liegt seine persönliche Bestzeit bei 1:55 min, doch was bei einem solchen Bummelrennen auf der ersten Runde verloren geht, kann selbst mit einer schnellen zweiten nicht mehr aufgeholt werden. Da der zweite Vorlauf anschließend zwei Sekunden schneller war, reichte es für Luca nicht, über die Zeitwertung weiter zu kommen. Trotzdem freute er sich am Ende des Tages über seinen gelungenen ersten Start auf nationaler Ebene.

Am frühen Abend wurde es schließlich auch für die gleichaltrige Anne Braun ernst. Sichtlich aufgeregt vor dem wichtigsten Rennen der Saison machte sie sich knappe 90 Minuten vor Laufbeginn auf zum Aufwärmplatz. Unter den Blicken ihrer Trainer Silke Hildenbrand und Lucas Epperlein überquerte sie probeweise einige Hürden. Zack – Zack – Zack – die Spritzigkeit schien da zu sein. Kurz bevor es schließlich auch für Anne in den Callroom ging, wünschten ihr ihre mitgereisten TrainingspartnerInnen noch viel Erfolg und verteilten sich zum Anfeuern entlang der Rundbahn. Bereits vor dem Startschuss war klar: Die ersten drei der beiden Vorläufe sowie die zwei Zeitschnellsten qualifizieren sich für das Finale am Folgetag. Die Parole für Anne lautete daher Vollgas! Ebenfalls im ersten Lauf ganz innen startend lag Anne jedoch nach der Hälfte des  Rennens etwas hinter den führenden Läuferinnen zurück. Würde sie auf den letzten Metern nochmal Boden gutmachen können? Tatsächlich sog sie sich mit jeder Hürde immer weiter an ihre Konkurrentinnen heran und überquerte schließlich als Fünfte in einer neuen persönlichen Bestzeit von 62,84 sek die Ziellinie. Wenn im zweiten Lauf neben den drei schnellsten Läuferinnen niemand mehr schneller laufen würde, hätte Anne einen Platz im Finale sicher. Doch leider war das Glück an diesem Tag nicht auf der Seite der Oftersheimerin und sie schrammte als gesamt Neunte um einen Platz am Finale vorbei. Die Enttäuschung darüber war zunächst groß, doch Trainerin Silke Hildenbrand fand im Anschluss an das Rennen die richtigen Worte und baute ihre Athletin wieder auf.

Für Luca ist die Saison mit diesem Höhepunkt nun vorüber. Anne jedoch wird in zwei Wochen noch bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften im Siebenkampf an den Start gehen. Für diesen Wettbewerb drückt ihr der TSV Oftersheim fest die Daumen!

Maike Braun